Zur Geschichte Puccinis und seiner Messa
"Gott sprach zu mir: Schreibe Musik für die Bühne, nur für die Bühne, hörst Du?!"
Geschichtliches
Giacomo Puccini wurde am 22.Dezember 1858 in der toskanischen Stadt Lucca geboren. Er entstammte einer sehr musikalischen Familie und man erwartete von ihm, dass er als Organist und Chorleiter in die Fußstapfen seiner Ahnen trat. Seine musikalische Ausbildung erhielt er recht spät: im Alter von 10 Jahren wurde er Mitglied des Kirchenchores in Lucca und als 14-Jähriger versah er in verschiedenen Kirchen von Lucca den Organistendienst.
Mit 16 Jahren begann er ernsthaft und mit viel Engagement zu komponieren, zuerst Orgelstücke und schließlich schuf er mit der Messa di Gloria sein erstes großes musikalisches
Werk und vollendete es im Juni 1880 - quasi als Abschluss seiner musikalischen Ausbildung in seiner Heimatstadt Lucca. Das Credo war bereits zwei Jahre zuvor entstanden. Das Werk wurde am 18. Juli 1880 im Rahmen eines Gottesdienstes zu Ehren des Schutzpatrons von Lucca, dem Heiligen Paolino uraufgeführt und Puccini erntete dafür von der lokalen Presse und auch von seinem kritischen und ernsthaften Lehrer Angeloni großes Lob, obgleich dieser sie ein wenig theatralisch fand.
Im März 1876 war Puccini bei der Premiere von Guiseppe Verdi's Aida in Pisa zugegen. Die Aufführung wurde zu einem Schlüsselerlebnis, wie er später einmal sagte:
"Als ich in Pisa die Aida gehört hatte,
spürte ich, dass ein musikalisches Fenster für mich aufgegangen war".
Und so ist es nicht verwunderlich, dass er unmittelbar nach Abschluss der kirchenmusikalischen Ausbildung in Lucca aus der Familientradition ausbrach um am Mailänder Konservatorium sich ausschließlich auf die Oper zu konzentrieren.
Sein Studium am Mailänder Konservatorium schloss Puccini am 6. Juli 1883 ab und begann seine überaus erfolgreiche Karriere als Opernkomponist. Im Verlauf seines relativ kurzen Lebens - er verstarb 1924 als Folge seines exzessiven Zigarettenkonsums an einer Kehlkopfkrebserkrankung - schrieb er 12 Opern, darunter die wohl bekanntesten Werke La Boheme, Tosca und Madame Butterfly. Darüber hinaus komponierte noch eine kleinere Anzahl sacraler Vokalmusik, Lieder, einige Orchersterwerke, Musik für Streichquartett, eine Violinsonate und verschiedene Stücke für Tasteninstrumente.
Messa
Die Messe geriet nach ihrer Uraufführung rasch in Vergessenheit. Erst 1951 wurde sie als Messa di Gloria veröffentlicht. Der eigentliche Titel lautet: Messe für vier Stimmen und Orchester. Erstmals wurde sie wieder 1952 bei einem Konzert in Neapel aufgeführt. Entsprechend einer Anmerkung in der veröffentlichten Partitur wurde das Autograph nach dem zweiten Weltkrieg von Dante del Fiorentino in Lucca wiederentdeckt.
Die Messa offenbart bereits den typischen Puccini Opernstil. Das Agnus Dei verwendete Puccini später als Madrigal in seiner Oper Manon Lescaut.
Puccinis Musik ist von großer Leidenschaft und Inbrunst geprägt. Entsprechend ist auch die Messe zu interpretieren. Das opernhafte steht einem kirchlichen Werk keineswegs entgegen, vielmehr erlauben die theatralischen Stilelemente eine Verstärkung bzw. Vertiefung der religiösen Aussagen des liturgischen Textes.
Wir dürfen - ja wir müssen uns beim Zuhören dem leidenschaftlichen Ausdruck dieser Messe hingeben.
(Wolfram Dreher)
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